Geologie
Der Felsriegel zwischen Meiringen und Innertkirchen, der «Kirchet», besteht hauptsächlich aus hartem Kalkstein. Dieser Fels ist in der Kreidezeit vor etwa 130-60 Mio. Jahren entstanden als Meeresablagerungen, die sich im Laufe der Zeit zu Kalkgestein verfestigten (Sediment in der Thetis, des Geosynklinalmeeres der Alpen).
Bei der Bildung des alpinen Massivs während der sog. Alpenfaltung vor etwa 15 Mio. Jahren wurden diese Sedimentschichten aufgewölbt als Sedimentmantel des kristallinen Gebirges, aber das Gestein im Gebiet des Kirchets ist autochthon, das heisst es wurde nicht verschoben und kaum gefaltet. Der Kalkstein ist hier deshalb wenig zerklüftet und zerbrochen und damit ziemlich resistent gegen Eis- und Wassererosion. Die Gletscher der Eiszeiten, die vor etwa 1-2 Mio. Jahren begannen, haben den Fels des «Kirchet» wohl abgeschliffen, aber nicht abgetragen.
In der ersten warmen Zwischeneiszeit, als sich die Gletscher zurückzogen, erodierte das Wasser eine Schlucht durch den Felsen. In der darauffolgenden Kaltzeit stiess der Gletscher erneut über den «Kirchet» vor. Dabei wurde die Schlucht mit Moräne gefüllt. Beim Gletscherrückzug in der nächsten Wärmeperiode schwemmte das Schmelzwasser nicht etwa das Moränenmaterial der alten Schlucht aus, sondern erodierte eine neue Schlucht in den Fels. So entstanden in den Zwischeneiszeiten jeweils neue «Aareschluchten». Nach den detaillierten Beobachtungen von Franz Müller gibt es, neben der heute bekannten, noch fünf frühere Schluchten, die ganz oder teilweise mit Moräne gefüllt sind. Die «Lautere Schlauche», die beim Parkplatz des Aareschlucht-Eingangs West in Meiringen beginnt und die mehr oder weniger parallel der heutigen Aareschlucht verläuft, ist ein gutes Beispiel dafür. Es ist allerdings bis heute nicht gelungen, die Entstehung der einzelnen Schluchten zu datieren und den verschiedenen Eiszeiten zuzuordnen (Hantke, 1980).